Autorität anders denken

22

Formulierungen wie 'autoritäre Persönlichkeit' oder 'autoritäre Demokratie' sind sehr negativ besetzt. Doch es gibt auch eine gute, legitime Form der Autorität.

Jede Lehrkraft weiß aus Erfahrung, dass ein geregelter Unterrichtsablauf nicht möglich ist, wenn sie keine hinreichende Autorität besitzt, die auf ihren fachlichen Kompetenzen und menschlichen Qualitäten beruht und in der Lerngruppe wahrgenommen und anerkannt wird.

Wie kann diese Anerkennung aber in der manchmal sehr rauen alltäglichen Unterrichtspraxis gewonnen werden? Der Pädagoge Jacob Kounin hat schon in den 1970-er Jahren mit einem Konzept, das hauptsächlich auf Präsenz der Lehrkraft, Reibungslosigkeit der Unterrichtsabläufe und gezielte Lenkung der Schüleraufmerksamkeit abstellt, diesbezüglich wichtige Tipps gegeben.

2002 hat der Psychologe Haim Omer in einem Buch mit dem vielsagenden Titel 'Autorität ohne Gewalt' ein darüber hinausgehendes Konzept vorgestellt, das den Ansatz des gewaltlosen Widerstandes in die Pädagogik überträgt und unter der Bezeichnung 'Neue Autorität' inzwischen weltweit große Beachtung gefunden hat. Dem Konzept von Kounin fügt er noch die Aspekte der persönlichen Selbstkontrolle, der Vernetzung im Kollegium, der Schaffung von Transparenz und Öffentlichkeit sowie der aktiven Wiedergutmachung hinzu.

Praxiserfahrungen aus vielen Schulen zeigen inzwischen, dass die 'neue Autorität', die eben nicht auf Poltern und Drohen, sondern auf klar definierten Abläufen und freiwilliger Anerkennung und Wertschätzung durch die Schüler*innen beruht, in den allermeisten Fällen sehr gute Erfolge erzielt und ein störungsfreies, nervenschonendes Arbeitsklima in der Klasse herzustellen erlaubt.

  • Autorität: Wort- und Begriffsgeschichte
  • Konzepte von Kounin, Omer und anderen
  • die sieben Säulen der neuen Autorität
  • Beispiele aus der alltäglichen Unterrichtspraxis

Download Infoblatt